Im neuen Obergeschoss des Haus Hipp mit seiner 400jährigen Tradition kann man seit Kurzem authentische Wiener Kaffeehaus-Atmosphäre schnuppern. Dominik Hipp hat uns eine exklusive Führung durch die neuen Räume gegeben.
Schon am Treppenaufgang erwarten euch Buchstabenwolken, die sich die Wand entlang nach oben ziehen (was es damit auf sich hat, das verraten wir euch in Kürze auf Instagram). Und oben angekommen empfängt euch ein aus wiederverwendeten Balken gebauter Zeitungsständer, der täglich neu bestückt wird. (Überhaupt gibt es im ganzen Café immer wieder Erinnerungsstücke aus vergangenen Zeiten, wie den Spiegel vom Großvater oder dessen Malereien und Fotos an den Wänden.)
"Wir möchten, dass die Kunden sich hier wohlfühlen, einen Teil ihres Tages hier verbringen. Ein Kaffeehaus ist der sogenannte "dritte Ort" zwischen dem Öffentlichen und dem Privaten - ein Ort als Treffpunkt, für einen Plausch, aber auch zum Innehalten, Runterkommen und Schmökern", erzählt uns Dominik Hipp.
Bei leiser klassischer Musik, angenehmem Licht und einer für einen solch großen Raum beeindruckend guten Akustik (was an der hochwertigen Decke liegt) lässt es sich wunderbar in den Tag hineinleben. Das Design ist klassisch modern, mit dunklen Thonet-Stühlen, Stoffen in ruhigen Farben und hellen Steinplatten.
Auch und gerade die Literaturecke lädt zum Verweilen ein. Auf dem Sofa lesen sich die Schmöker, die auf den umliegenden Regalen stehen, besonders gut. Übrigens sind alle Literaten eingeladen, sich Bücher mitzunehmen und im Austausch eigene hineinzustellen - sie sollten aber zum Konzept passen.
Kürzlich, genauer am 2.11., dem Geburtstag des Großvaters Joseph Hipp, wurde die neue Wachszieherei-Werkstatt eröffnet. Sie befindet sich im hinteren Teil des Obergeschosses und will explizit kein Museum sein. Im Gegenteil - hier kann und darf man das alte Wachs anfassen, daran riechen, die über 70 Jahre alten Kerzen berühren, die der Großvater damals noch selbst gezogen hat. Faszinierend, was sich über die Jahre alles erhalten hat.
Momentan überlegt Dominik Hipp mit seiner Familie und dem Team, wie man die alte Werkstatt wieder zum Laufen bringt - vielleicht werden hier bald wieder Kerzen gezogen. Das zu beobachten wäre sicher spannend.
Nicht nur Kerzen wurden gezogen, es wurden auch Votive gegossen - diese wurden, je nach Zipperlein oder Krankheit, von Menschen in Auftrag gegeben, um damit um Genesung zu bitten. So gibt es vom Gebiss für Zahnkrankheiten bis zum Pferd für kranke Tiere für fast alle Leiden ein Votiv. Lasst euch bei einem Besuch unbedingt mal den Votivschrank zeigen! Manche Model (die Formen, mit denen die Figuren gegossen wurden) sind bis zu 400 Jahre alt.
Und warum sind die Votive rot? Wachs war damals teuer und um zu verhindern, dass die geopferten Votive in der Kirche zu Kerzen geschmolzen wurden, färbte man sie. Der vielleicht erste Kopierschutz war geboren!
Die Wachszieherei-Werkstatt befindet sich im 1. OG des Haus Hipp, am Hauptplatz 6. Geöffnet ist sie zu den regulären Öffnungszeiten des Cafés. Der Eintritt ist frei.